Wir wissen es jetzt, Emmi und Leo sind Künstler!

Oft haben wir uns gefragt, was ist eigentlich Kunst, und ist das, was wir machen, eigentlich auch Kunst? Sind wir also nicht nur Knipser, sondern gar Künstler? ...

 

Nun ist uns der "Kennfaden Kunst" der Kulturstiftung Stormarn von 2009 in die Hände gefallen, in dem die von der Kulturstiftung geförderten Künstler vorgestellt werden. So konnten wir uns ein Bild davon machen, worauf es dabei ankommt. Und wir haben Folgendes gelernt:

Wir müssen die erfahrbare Welt infrage stellen, über eine strenge Formensprache und über einen prozesshaften Werkbegriff verfügen, mindestens aber Dinge aus ihrem Kontext lösen, sie dekonstruieren und neu zusammensetzen, auf jeden Fall aber fragmentieren. Fragmentieren ist immer gut! Aber bitte nicht zu doll, denn auch ganzheitlich muss man denken, also das gerade frisch Fragmentierte immer im Blick behalten, nicht dass da noch was weg kommt.

Bei allem Fragmentieren muss man auch auf Vieldeutigkeit und Vielschichtigkeit achten, dabei Impulse aufnehmen, Ort, Zeit und Raum in nie dagewesener Weise darstellen und Gesehenes komprimieren, reduzieren oder gar noch Heftigeres damit tun. Wenn sich dabei unser Künstlerblick fast unbemerkt kritisch musternd auf den Betrachter richtet, dann ist das schon die halbe Miete. Arbeiten wir dabei mit Irritationen und werfen grundlegende Fragen der Existenz auf -  vielleicht streifen wir dabei sogar Fragen nach dem Scheitern und des Gewordenseins - dann kann schon fast nichts mehr schief gehen.

Die Kür ist sicherlich, am Ende auch noch bildtheoretische Fragen aufzuwerfen, während man sich vom konkreten Ort-Raum-Geschehen loslöst. Wichtig dabei ist es natürlich, auch wieder in einem neuen Kontext anzukommen, der mindestens konzeptionell, wenn nicht sogar konzeptuell daher kommt.

Aber Vorsicht! Allzu moralisch und belehrend sollte man nicht dabei wirken, das kommt nicht gut beim Kunstkenner an, der Kunstkenner will verwirrt werden, auf sich selbst zurück geworfen sein, immer wieder zweifeln und am Ende doch noch lachen oder zumindest schmunzeln.

Als ich vor kurzem in einem Buchladen fragte, ob er Interesse am Vertrieb eines Kalenders mit Bildern aus dem Oldesloer Kurpark hätte, wurde das mit der Begründung verneint, dass man auf diesen Bildern ja gar nicht erkenne, dass es der Oldesloer Kurpark sei. Mir wurde ganz warm ums Herz und innerlich vollführte ich Jubelsprünge, denn nun wusste ich, ich hatte den Kurpark ausreichend fragmentiert und abstrahiert, ich hatte vielleicht sogar ein wenig verwirrt... das erste Mal war mir klar, wir sind ja doch Künstler und keine Knipser!

Mit diesem neu gewonnen Wissen werden wir weiterhin durch die Welt streifen und sie fotografisch einfangen, und ich bin mir sicher, wir werden dabei die Wirklichkeit gehörig kalibrieren! ...

 

Und vielleicht dürfen wir auch mal in der Trittauer Wassermühle oder im Ahrensburger Marstall einen Kaffee trinken!

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Kommentare: 1
  • #1

    Barbara Schleth (Samstag, 11 November 2017 09:17)

    Mit einem ungläubigen Schmunzeln, nach diesem Exkurs, freue ich mich über Künstler, wie ihr, die Wirklichkeit in ihren Fotos einfangen und momenthaft neu beleben. So schafft ihr es immer wieder, mir die Schönheit der Farben-und Formensprache nahe zu bringen. Bitte bleibt euch treu und traut weiterhin euren Augen, ohne die Fotos durch einen vermeintlich intellektuellen Kunstanspruch zu quirlen. Ich danke euch jedenfalls sehr für eure fotografischen Ausblicke.