Sechzehn Hufe

Freitagnachmittag - die Schneemassen, die sich in den letzten Tagen aufgetürmt haben, werden endlich beleuchtet. Die Sonne scheint, als hätte sie sich in der Jahreszeit geirrt und trotz der Minusgrade habe ich Lust, den Mantel offen zu lassen.

Bei dem Örtchen Poggensee kann man einen Feldweg entlanggehen, der mit seiner Aussicht über sanfte Hügel, kleine scherenschnittartig wirkende Baumgruppen und braungelbe Graslinien verzaubert. Kein Mensch, kein Haus weit und breit. Wir stapfen schweigend durch den Schnee und betrachten all die Schönheit durch das Objektiv. Durch die Linse wirkt die Aussicht akzentuiert, konzentriert. Schaue ich ohne die Kamera, habe ich Lust, mich im Kreis zu drehen, alles auf einmal zu erfassen. Gleichzeitig befürchte ich, ein Motiv zu verpassen.

Wir merken nicht, wie die Zeit verrinnt. Nur meine Füße sind nass. Das Schneewasser sickert durch irgendeine Lücke ungehindert bis ins Innere der Schuhe.

Wir steigen ins Auto und fahren die schmale Straße weiter. Nur einen Kilometer und uns umgeben noch hügeligere Hügel und eine kleine Häuseransammlung. Oben auf einem der Hügel stehen Pferde. Die hatte ich neulich schon versucht zu fotografieren, als ich auf dem Heimweg hier vorbeikam.

Leo drängt zum Anhalten und im Nachhinein könnte ich ihn für diesen Entschluss küssen. Die vier Pferde bieten herrliche Fotomotive. Alle vier so verschieden im Aussehen, aber alle gleich lebendig und voller Lebensfreude. Sie schauen uns zunächst vom höchsten Punkt der Anhöhe an. Nebeneinander stehend bieten sie einen fast komischen Anblick. Lange zögern sie, um dann doch ihrer Neugier zu folgen und den Abstieg zu wagen. Leo streckt einem der Tiere die Hand entgegen und es will seiner Aufforderung folgen. Leider hat es nicht an den Elektrozaun gedacht. Es "verbrennt" sich die Nüstern und galoppiert davon - Schweif und Mähne schüttelnd. Seine Kameraden sind offenbar solidarisch mit ihm und begleiten ihn , so dass der Schnee aufspritzt unter ihren Hufen.

Wir können uns gar nicht lösen. Ich vergesse meine nasskalten Füße und die Tatsache, dass wir nur wenige Kilometer von zu Hause entfernt sind. Zwei Stunden werden so zu einem kleinen Urlaub, der mich rückwärts lächeln lässt.

 

Wir beenden unseren Ausflug mit einem Abstecher zur kleinen Straße zwischen Vosskaten und Zarpen, die uns an Alaska oder Grönland denken lässt, überall zu sehen sind Skulpturen aus Eiszapfen an Häusern und die Schneeräumfahrzeuge haben an den Straßenrändern eine ganz eigene Winterlandschaft geschaffen.

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