Nach Lübeck an die Wakenitz und durch Lauenburg zurück

An der Wakenitz soll es Eisvögel geben, das ist Grund genug, einmal dort unseren Ausflug zu beginnen, auch wenn wir nicht damit rechnen, welche zu sehen. Direkt in der Lübecker Altstadt mündet die Wakenitz in die Trave, ist nur 15 km lang und entwässert den Ratzeburger See. Entwässern bedeutet dabei natürlich nicht, dass der See mittlerweile trocken ist. Die berühmten Ruderer beweisen immer wieder aufs Neue, dass dem nicht so ist. Wir sehen natürlich keine Eisvögel, aber Dohlen, Enten, Haubentaucher und jede Menge Wildgänse, die am liebsten gemeinsam lärmen, insbesondere wenn sich zwei Fotografen nähern. Das Naturschutzgebiet liegt kaum 2 km von der Lübecker Innenstadt entfernt und durch die Bäume sieht man immer wieder die Türme des Doms durchscheinen. Was gibt es dort noch außer Wasser und Vögeln? Jede Menge verschroben-idyllische Kleingärten und die Insel Spieringshorst, auf die ihre Bewohner nur mit Hilfe einer Fähre gelangen, die sie selbst betreiben müssen. Im Winter dürfen sie über das Eis gehen, oder sich andere Wege erdenken. In den angrenzenden Waldgebieten hämmern die Spechte und Hundebesitzer versuchen ihre Hunde zu erziehen. Der Rückweg führt uns über die B207 nach Groß Grönau, wir haben Hunger und Durst und diese archaischen Bedürfnisse sorgen dafür, dass wir auf ein reetgedecktes Haus aufmerksam werden, auf dem Hofladen steht. Wir biegen spontan auf den Parkplatz ein und bereuen unseren Stopp nicht. Das Restaurant Alte Bierstube wirkt gar nicht so wie es heißt, denn Innenleben und Essen sind sehr fein. Wie wir erfahren,  ist es auch eher eine Pro-Bierstube, in der die von der Tessenower Manufaktur hergestellten Bioleckereien für die Speisen verwendeten werden, damit die Gäste diese probieren können. Wir beide essen einen Salat mit hausgemachtem Dressing, Emmi nimmt Blutorangen-Vinaigrette und ich die Variante Orange-Ingwer, Emmis Salat ist mit Hühnchen, mariniert in hauseigenem Paprika-Chili-Schoko-Pesto, meine Gambas sind in Harissa angebraten. Und weil es so gut geschmeckt hat, setzen wir unsere Diät mit einem Nachtisch aus Mousse au Chocolat, Espressosorbet und dem absoluten Hammer, Chai-Parfait, fort.  Geschmacklich so verführt ergeben wir uns in unser Schicksal und kaufen dann noch die halben Regale leer.Das können wir alles gar nicht tragen und die Kellnerin bietet uns eine Tüte an. Wir wollen keine Plastiktüte und zögern und zaudern... Sie bietet an "Sie können die Tüte ja erstmal anschauen!" Das ist nun wieder so witzig, dass wir nicht umhin können, der Empfehlung zu folgen. Die dargebotene Papiertüte nehmen wir natürlich gerne.

Satt und zufrieden düsen wir weiter Richtung Ratzeburger See. In Pogeez stoppen wir für eine alte altmodische ehemalige Tankstelle und einen Antikladen, außer diesen beiden morbid-charmanten Anachronisten hat man dort einen wunderschönen Blick über den See und die Segelboote. Zudem stehen dort ungewöhnlich viele Reetdachhäuser in bester Lage. Da die Hauptsraße Richtung Oldesloe wegen Bauarbeiten gesperrt ist, entscheiden wir uns, über kleine Landstraßen querfeldein zu fahren, was den Vorteil hat, dass dort wenig Verkehr ist und wir jederzeit anhalten können, um unseren visuellen Vergnügungen zu fröhnen. Wir fahren durch kopfsteinbeflasterte Dörfer und entdecken auf einem Feld ein Kranichpaar und ein paar unvermeidliche Rehe. Unser letzter Halt ist Berkenthin, wo sich direkt an der Straße mehrere Koppeln befinden mit Kamelen, Maultieren und Pferden. Die Kamele sind außer Rand und Band, necken und kabbeln sich, was zum Abschluss ein paar vergnügliche Impressionen einbringt. Die Eisvögel haben wir längst abgehakt, aber schließlich hatten wir ja Espressosorbet.